Christian Michael Daniel Deegen

einer der Altmeister und Mitbegründer der deutschen Dahlienzucht aus dem Reußischen Köstritz

Gemälde von seiner Ur-Ur-Enkelin Frau Professor Lotte Ranft aus Salzburg / Österreich 
– überreicht 1998 an die Stadt Bad Köstritz anlässlich der Feierlichkeiten zum 200. Geburtstag von Christian Deegen –
seit 2007 präsentiert in der Ständigen Ausstellung des Dahlien-Zentrums Bad Köstritz.

Der Handelsgärtner und Altmeister der deutschen Dahlienzucht Christoph Michael Daniel Deegen – so geschrieben im Köstritzer Taufregister – wurde am 28. Januar 1798 in Kahla, Herzogtum Sachsen-Altenburg,  geboren. Bei seinem Vater erlernte er das Handwerk des Posamentierens, übte dieses aber nicht aus. Nach seiner Lehre war er im Floßamt Kahla zunächst drei Jahre als Salzschreiber tätig und wurde daraufhin Beamter.  

Schon seit frühester Kindheit interessierte er sich für die wild wachsenden Blumen in der Umgebung seiner Heimatstadt und für jene, die in den neu eingerichteten „Kunst-Gärten“, den Botanischen Gärten in Erfurt, Weimar, Jena und Leipzig, zu sehen waren. Anlässlich eines wiederholten Besuches in den großherzoglichen Gartenanlagen in Belvedere bei Weimar, erhielt er auf Grund seines gezeigten Interesses im Frühjahr 1812 vom dortigen Garteninspektor J. C. Sckell verschiedene einfach blühende Dahlien geschenkt, die er anschließend im Garten seines Vaters zu vermehren begann. Mit dem erfolgreichen Erblühen dieser Blumen-Neuheit wurde seine Liebe zu den Dahlien geweckt, damals im deutschsprachigen Raum noch „Georginen“ genannt

1816 erwarb Deegen vom Gärtner Chr. A. Breitner aus Leipzig die erste gefüllte Dahlie, „Formosa“ genannt und 1822 kaufte er beim Handelsgärtner Weber in Jena die ersten weißen und gelben einfach blühenden Dahlien. In ihm reifte schließlich immer mehr der Gedanke, sich voll und ganz der Gärtnerei, der Blumenzüchtung zu widmen. Autodidaktisch eignete er sich hierfür nach und nach das erforderliche Wissen an. Den Wunsch, eine eigene Gärtnerei zu eröffnen und damit seinen Lebensunterhalt zu verdienen, konnte er sich erst nach seiner Heirat – und durch einen größeren Lotteriegewinn begünstigt – erfüllen. Als ihm bekannt wurde, dass ein Fürstliches Palais in Köstritz (Fürstentum Reuß j. L.) mit einem großen 20.000 m² parkähnlichen Garten zum Verkauf anstand, fasste er den Entschluss, diese Immobile zu erwerben und zog 1824 mit seiner Verlobten Johanne Beyer, der Tochter des Kahlaer Ratsherrn und Floßmeisters Beyer, nach Köstritz. 1826, nachdem er das Bürgerrecht von Köstritz erhalten hatte, konnte er am 15. September seine eigene „Handels-Gärtnerei mit Georginen“ eröffnen. Sie war in dieser Art die erste in Deutschland. Gleichzeitig erschien auch sein erster gedruckter „Katalog mit Georginen“.  

Schwere Schicksalsschläge trafen ihn, als 1828 seine Frau nach im Kindbett verstarb und ein Jahr später ein Großfeuer in Köstritz auch das Wirtschaftsgebäude seines Anwesens vernichtete. Doch ein unbeugsamer Wille ließ ihn sein Werk fortsetzen. 1833 heiratete Ch. Deegen ein zweites Mal. Aus dieser Ehe gingen insgesamt 13 Kinder hervor – von denen überlebten drei Söhne als erfolgreiche Gärtnermeister den berühmten Vater.  

Als 1836 an der Universität in Jena die Tagung der „Gesellschaft deutscher Naturwissenschaftler und Ärzte“ stattfand, ging Christian Deegen mit seinen Dahlien in eine gezielte Werbeoffensive und präsentierte den Tagungsteilnehmern ca. 400 Sorten dieser schönen Herbstblumen. Dieses Vorhaben ebnete den Weg für die deutschlandweite Verbreitung der Dahlie und schuf die Voraussetzung für die späteren internationalen Verbindungen.

Der anwesende Alexander von Humboldt, der 1804 von seinen Forschungsreisen nach Süd- und Mittelamerika Samen von Wildformen der Dahlie u.a, auch an den Berliner Botanischen Garten schickte, war erstaunt, welche züchterischen Erfolge bereits von diesen mexikanischen Naturarten erzielt wurden. Die Blumen der Deegen´schen Ausstellung waren in grünen Kästen sauber in Moospolsterung arrangiert und auf einer langen Tafel aufgestellt. Nach Deegens späteren Angaben sollen es fast 6.000 geschnittene Dahlienblüten gewesen sein, die er so einem gelehrten Publikum zeigte. Diese Ausstellung kann sicherlich auch als  die „1. Deutsche Dahlienschau“ gewertet werden. Nach dem großen Erfolg in Jena präsentierte Deegen seine „Mexikanerinnen“ auch auf den Leipziger Herbstmessen. 

Am Ende der 30-iger Jahre fanden die Dahlien besonders in England eine begeisternde Aufnahme und wurden vorübergehend zur bevorzugten „Mode-Blume“. Christian Deegen und sein Köstritzer Kollege Hofgärtner Johann Sieckmann (seit 1836 mit einer eigenen Handelsgärtnerei in Köstritz tätig) mussten sich der harten Konkurrenz aus England und Frankreich stellen und wurden dabei zeitweilig die führenden Dahlienzüchter Europas. Um den enorm gestiegenen Versand ihrer gärtnerischen Erzeugnisse von Köstritz aus zu bewältigen, brauchten diese Handelsgärtner eine Poststation am Ort. Deegen übernahm mit 400 Talern eine Bürgschaft bei der Post, so dass 1840 in Köstritz die erste Poststation der Gesellschaft Thurn und Taxis außerhalb Geras eröffnet wurde.  

Christian Deegen ermunterte seine Söhne und andere Züchter mit den Dahlien zu arbeiten und formulierte auch die Ziele seiner Züchtung, wie – „reichhaltigeren Flor, weniger Laubwerk am Busch, nicht all zu hohe Stauden oder ein zeitiges Erblühen …“ Er selbst träumte noch vom Züchtungserfolg einer „rein blauen“ Spezies und auch einer Dahlie mit angenehmer Duftnote. Beides – wie wir wissen – blieb bis heute noch unerfüllt. Leider hat Christian  Deegen über seine Erkenntnisse, Erfahrungen und Erfolge niemals publiziert. Das Wissen reichte er nur im engsten Familienkreis weiter. Deegen war kein streng kaufmännisch rechnender Handelsgärtner und so gab er von seinen vielen hervorragenden Züchtungen – trotz oftmals hoher Angebote – kaum welche ab. Doch noch heute gilt die 1881 von ihm gezüchtete bildschöne rot-gelbe Balldahlie „Kaiser Wilhelm I.“ als die älteste deutsche Dahlie, die nach wie vor mit regem Kundeninteresse gehandelt wird.  

Am Ende seines arbeitsintensiven und erfolgreichen Schaffens verkaufte er wieder das Palais und den Garten, denn seine Söhne hatten ihre eigenen Gartenbetriebe. Das Gebäude wurde ab 1886 durch Dr. Hans Settegast – aus dem benachbarten Bad Ronneburg nach Köstritz übergesiedelt – zur „Ackerbauschule“ (später auch „Landwirtschaftliche und Gärtnerische Lehr-Anstalt“). Der große Barockbau bot damals genügend Räume für die Lehrveranstaltungen und der Garten zudem günstige Voraussetzungen für die praktische Ausbildung der Studenten. Erst 1903 siedelte diese auch international geachtete Lehreinrichtung in ihr eigenes neu errichtetes Gebäude mit Institut und Gartenanlagen.

Chistian Deegen starb hoch geehrt am 1. Dezember 1888 in Köstritz. Er wurde noch auf dem Alten Friedhof direkt an der Kirche St. Leonhard beigesetzt. Leider ist sein Grab heute nicht mehr vorhanden. 

error: Content is protected !!
WordPress Cookie Plugin von Real Cookie Banner